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Wasserstoff - Viel mehr als der Champagner der Energiewende

Drei Jahre mussten die Stadtwerke und rund 100 Gäste auf das 7. Energiegespräch warten. Dafür ging es dann am Donnerstagabend (16. März) um ein sehr spannendes Thema: Ist Wasserstoff der Turbo für die Energiewende?

Die Römer hatten bestenfalls ein Feuer, um ihr Zelt zu beheizen, heute ist Wasserstoff zur Beheizung von Gebäuden ein echte Option. Das meinen (v.l.) Daniel Muthmann, Dr. Bernhard Klocke, Prof. Dr. Gerald Linke und Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock.

Um diese Frage zu beantworten hatten die Stadtwerke zwei ausgewiesene Experten eingeladen. Prof. Dr. Gerald Linke, Vorsitzender des Vorstandes des Deutsche Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und Daniel Muthmann von der Berkeley Research Group in London waren sich einig: Ohne Wasserstoff wird es in absehbarer Zeit nicht gelingen, unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden.

Prof. Linke machte deutlich, dass es keine Option ist, allein auf Strom zu setzen. Bei gleichem Wachstum der erneuerbaren Energien wie in den letzten 30 Jahren würde es 345 Jahre dauern, um Deutschlands gesamten Energiebedarf zu decken. Für ihn folgt daraus, dass es nur durch den Import von grünem Wasserstoff und die Nutzung des vorhandenen Gasnetzes gelingen kann, die für 2045 angestrebte Klimaneutralität zu erreichen.

Aktuelle Untersuchungen des DVGW hätten gezeigt, dass das Gasnetz grundsätzlich zum Transport von Wasserstoff geeignet ist. Moderne Heizgeräte in den Haushalten könnten mit 30 Prozent Wasserstoff-Beimischung betrieben werden und Neugeräte ab 2025 sogar zu 100 Prozent. Bis 2045 sei es möglich, den gesamten Heizkesselbestand auf Wasserstoff umzurüsten. Damit ergebe sich ein deutlicher Vorteil zu Wärmepumpen, deren Einsatz in vielen Bestandsgebäuden nicht möglich oder sinnvoll sei.    

„Wasserstoff kann alle Bedarfe decken und somit zum Grundstoff der Energiewende werden“, betonte der DVGW-Vorsitzende. Dafür müssten aber so schnell wie möglich die Weichenstellungen erfolgen: „Netzbetreiber und Stadtwerke brauchen jetzt politische Unterstützung, um die Wasserstofftransformation voranzutreiben.“

Daniel Muthmann unterstützt diese Forderung. Wenn die EU ihre für 2030 gesetzten Ziele auch nur im Ansatz erreichen will, müsse sofort mit der Produktion von Wasserstoff begonnen werden und Importmengen gesichert werden. Dies sei eine Herkulesaufgabe in Sachen Infrastruktur, Fachkräfte, und Kapazitäten. Dabei gelte es, in einem internationalen Wettbewerb um Know-how, Fachkräfte und Investitionsbudgets zu bestehen. „Die Welt schläft nicht“, mahnte Muthmann eindringlich: „Beim Thema Wasserstoff brauchen wir die neue Deutschlandgeschwindigkeit.“ Der Bau und die Anbindung des neuen LNG-Terminals in Wilhelmshaven hätten gezeigt, dass man mit Pragmatismus ans Ziel kommen kann.

Ist Wasserstoff der Champagner der Energiewende – also teuer und selten? Muthmann widerlegte dieses Vorurteil mit Zahlen. Bei entsprechender Hochskalierung werde der Preis deutlich sinken und könne bis 2035 das Niveau des heutigen Erdgaspreises erreichen.

Bürgermeister Andreas Stegemann wies in seinem Grußwort darauf hin, dass westlich von Haltern am See eine Transportleitung für Wasserstoff geplant sei. Das Thema könne also schon bald für unsere Stadt interessant werden. Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Bernhard Klocke, der den Abend moderierte, griff diese Gedanken auf. Wasserstoff sei ein Treiber der Energiewende und auch für die Halterner Stadtwerke ein wichtiges Zukunftsthema.

Wer Interesse an den Präsentationen der beiden Referenten hat, findet diese hier:

Prof. Dr. Gerald Linke: Nachhaltigkeits- und Resilienz-Herausforderungen meistern mit Wasserstoff - Umsetzungsfahrplan vor Ort
Daniel Muthman: Wasserstoffals Schlüssel zum zukünftigen Energiesystem - eine Einordnung in den europäischen und globalen Kontext